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Historische Kriminalfälle : (1972/73) : Der Fall Braun

6 Sept

Mord nach der Heiratsannonce – Fall Erika H. vor Gericht

(Arbeiterzeitung, 28.11.1973) Der Fall Erika H. machte im September vergangenen Jahres Schlagzeilen. Dienstag begann der Prozess gegen den „Mörder mit der Chiffrenummer“, Otto Rudolf Braun, 42 Jahre alt. Ihm wirft der Staatsanwalt Raubmord an der 42jährigen Sekretärin vor. Otto Rudol Braun bekannte sich des Raubes und an dem Tod der Frau für schuldig. Den Raubmord allerdings will er nicht begangen haben. „Der Tod war nur ein Unglücksfall“, behauptet er.

Erika H., unverheiratet, suchte mit Hilfe von Heiratsanzeigen einen Mann fürs Leben zu finden. Otto Braun, auch Dr. Otto Braun – „ich habe den Doktortitel in Tanger gemacht“ – beschäftigungslos, Zettelverteiler rechtsradikaler Vereinigungen, Hitlerfan und Judenhasser, wegen Verbreitung von NS-Schriften verurteilt, verurteilt auch wegen Diebstahls, Veruntreuung und Betruges, suchte mit Heiratsanzeigen wieder eher Geld als Frauen zu finden.

So mit Erika H. bekanntgeworden, verabredete er einen Spaziergang in Mödling. Nachdem er sie mehrere Male getroffen und ihr beim letzten Mal 500 Schilling aus der Tasche gestohlen hatte, sollte es am 23. September [1972] zur letzten Aussprache beim Anninger kommen. Vierzehn Tages später fanden Spaziergänger Erika H. ermordet, in einer Mulde versteckt. Schmuckstücke der Ermordeten tauchten im Wiener Dorotheum auf. Die versetzten, der Polizei bekannten Wertgegenstände überführten Otto Braun dann auch. Er hatte sich nach dem Spaziergang beim Anninger kurzfristig in die Bundesrepublik [Deutschland] abgesetzt. Ende Oktober wurde er bei einem Hauseinbruch bei Mödling überrascht und verhaftet.

Die Tat selbst beschreibt Otto Rudolf Braun so: „Wie hatten eine Auseinandersetzung. Sie war kleiner als ich. Ich wollte sie zurückhaklten. Dabei habe ich sie unglücklicherweise mit dem Unterarm erwürgt.“

Der Prozess wir heute Mittwoch fortgesetzt.

Otto Rudolf Braun (Foto AZ, November 1972)

Otto Rudolf Braun Foto AZ, Nov.1972

Lebenslänglicher Kerker für Braun

(Arbeiterzeitung, 1.12.1973) Mit acht „Ja“ erkannten die Geschworenen Freitag nachmittag den 42jährigen Otto Rudolf Braun des Mordes an der 42jährigen Erika H. schuldig. Er wurde zu lebenslangem Kerker verurteilt. Die Verhandlungen gegen den rechtsradikalen Vertreter hatten vier Tage gedauert, während derer er den Richtern eine Fülle verschiedener Versionen über das Geschehen, das zum Tode Erika H.´s geführt hat, gegeben hatte. Keine dieser Versionen kann jedoch, wie Staatsanwalt Dr. Kresnigg in seinem Plädoyer ausführte, der Wahrheit entsprochen haben.

Links:

Falter: War Franz Fuchs Einzeltäter?

Florian Klenk: Mörder und Gendarm (Seit 13 Jahren versucht der Ex- Briefbomben-Sonderermittler Rudolf Huber, den Frauenmörder Otto Rudolf Braun als Komplizen von Franz Fuchs zu entlarven)

ots.at: Falter veröffentlicht Justiz-Akte zum Fall Briefbomben, BVT ermittelte gegen obdachlosen Wiener Schriftsteller und einen Techniker/ Opfer wurden zu neuen Vorwürfen nicht einvernommen

Wikipedia: Otto Rudolf Braun

– 1972: Schwiegermutter vergessen, Der Prozess Otto Rudolf Braun gegen das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Braun, ein Freund des österreichischen NDP-Bosses und Südtiroler Bombenlegers Norbert Burger, hatte die Parlaments-Nachwahlen am 4. Oktober 1970 verschuldet und damit den österreichischen Steuersäckel mit zwei Millionen Schilling belastet)